flexibel und lebensnah

Die Pflegefamilie als familiäre Ergänzung zum Leben im Heim

Ziel ist es das Leben von Kindern im Heim mit einer Pflegefamilie der Sozialpädagogischen Fachstelle zu ergänzen, damit eine Hoffnungsgeschichte entsteht. Pflegefamilie, Heimleben, vieles davon können wir uns nicht vorstellen. Das nachfolgende Porträt lässt uns an einem Leben teilhaben. Dem Leben von J.

Datum
24. Februar 2021

Das gelbe Auto

«Nachdem ich am Tisch im Dauerton redete, sagte der Pflegevater zu mir: du bekommst ein gelbes Auto von mir, wenn du es schaffst, heute am Tisch nicht ständig zu quasseln». Dies sei eines der ersten guten Begegnungen zwischen ihm und dem Pflegevater gewesen, erzählt der heute 18-jährige junge Mann am Küchentisch. Diese Bemerkung fiel im Rahmen der Auswertungsrunde der Unterbringung mit der Pflegefamilie und der Fachperson der Sozialpädagogischen Fachstelle. «Und ich habe es bekommen» ergänzt er mit einem Lachen im Gesicht.

Das zweite Zuhause

Im Gespräch kommen viele gemeinsame Erinnerungen hoch: der Pool in Frankreich mit «Fröschen», die Schneebälle aus Geissenmist, der Affenhügel in Deutschland, wo die Affen ihm aus der Hand gefressen haben, gemeinsames Skifahren, Bergtouren und viele weitere Ferienerlebnisse.

Zusammen wachsen

Die Pflegemutter erzählt, J. sei als «herziges, aufgestelltes Büabli» zu ihnen gekommen. Er habe sehr viel Aufmerksamkeit gesucht. Die eigenen Kinder hätten ihn einfach integriert und mittlerweile gehöre J. zur Familie. All die vielen Erlebnisse der Freude, aber auch verschiedene Schwierigkeiten hätten sie näher zusammengebracht. J‘s Entwicklung zu einem nun jungen Erwachsenen, der teilweise immer noch etwas jugendlich wirke, sei schön zu sehen.

Schritt ins Erwachsenenalter

J. hat nach seiner Schulzeit im Schulheim eine Lehre in einer weiteren Institution gemacht. Auch von dort aus ist er an den Wochenenden und Ferien zur Pflegefamilie. Nach Abschluss der Ausbildung als Praktiker Betriebsunterhalt in der Institution ist er dann ganz zur Pflegefamilie auf den Hof gezogen. Nun ist er 18 – also volljährig. Gesetzlich läuft für ihn somit die Kindesschutzmassnahme, die Finanzierung und Unterstützung aus.

Wie weiter?

Er wohnt jedoch weiterhin bei «seiner Pflegefamilie», geht von dort aus zur Arbeit und wird von ihnen weiterhin in seinen ersten Schritten im Erwachsenenleben begleitet. «Eine gute Sache», wie er auch selbst findet.

Gemeinsam, damit das Leben gelingt

Die Familie ist nun offiziell nicht mehr Pflegefamilie, sie darf sich jedoch jederzeit bei der Sozialpädagogischen Fachstelle melden bei Fragen oder weiterem Bedarf an Unterstützung. Sie war nun 13 Jahre als Pflegefamilie für J. bei uns angestellt. Ebenso lange war der Beistand Teil des Systems, hat die Entwicklung begleitet, Lösungen gesucht, ist drangeblieben und hat Finanzierungsmöglichkeiten gefunden.

Die Arbeit in den heiklen Schnittstellen des Übergangs aus dem Heim oder der Pflegefamilie in eine Lehre oder nach der Lehre in die Selbständigkeit, ist ein wichtiger letzter Baustein der Hilfe. In diesem Prozess muss «kreativ gedacht» werden mit den Auftraggebenden, Eltern und dem Jugendlichen, damit der letzte Schritt gelingt. Wir versuchen hierfür kreative und individuelle Lösungen anzubieten.

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